In diesem Jahr experimentiere ich ein bisschen und habe mein Gewächshaus mit Noppenfolie ausgekleidet. Warum ich das mache? Das erzähle ich euch jetzt!

Überwinterung Gewächshaus mit Noppenfolie auskleiden

Jeder Gewächshausbesitzer muss sich irgendwann überlegen, ob das Treibhaus lediglich im Sommer (hauptsächlich) betrieben wird oder ganzjährig. Es gibt ausreichend Argumente bezüglich Für und Wider. Und es gibt definitiv kein Richtig oder Falsch. Denn nicht nur jeder Garten und jedes Gewächshaus ist unterschiedlich sondern auch die Art der Nutzung. Manche wollen lediglich im Sommer Tomaten darin anbauen, andere Pflanzen vorziehen und vermehren und wieder andere wollen darin Pflanzen überwintern und vielleicht sogar im Winter Gemüse anbauen. Über eins muss man sich aber im Klaren sein: Der Betrieb des Gewächshauses im Winter kostet Energie. Und das ist heutzutage ein gewichtiges Argument. Lohnt es sich ein Gewächshaus zu beheizen oder ist das reine Verschwendung? Ich will das ausprobieren und nehme euch mit auf diese Reise. Das Fazit gibt es erst im nächsten Frühjahr. Bis dahin erzähle ich euch, wie ich mein Gewächshaus auch im Winter nutze.

U-Wert optimieren

Habt ihr schonmal vom sogenannten U-Wert gehört? Das ist der Wärmedurchgangskoeffizient, der die Wärmedurchlässigkeit von Bauteilen angibt. In unserem Fall sind die Bauteile die Außenwände und das Dach des Gewächshauses. Auch der Boden (Fundament, Erdboden, Dielen) beeinflussen den Wert. Das vernachlässige ich aber, denn ich will es hier nicht zu physikalisch und kompliziert werden lassen. Daher gehe ich nur von ungefähren Werten aus.

Wärmedurchgangskoeffizient = Entweichung von Energie pro Grad Temperaturdifferenz über eine Fläche von 1m²

Eine kleine Merkregel: Ein hoher Wärmedurchgangskoeffizient bedeutet eine schlechtere Wärmedämmeigenschaft und damit auch einen höheren Wärmeverlust. Mein Gewächshaus besteht aus 3mm Sicherheitsglas – das ist leider mit 6 der schlechteste Wert bei Gewächshäusern. Bei 16mm Doppelstegplatten liegt der U-Wert bei 2,7.

Was kann man damit jetzt anfangen?

Bei meiner Recherche bin ich auf folgende Formel gestoßen, die mir den Wärmebedarf in Watt angibt. Das heißt also, wie viel Watt benötige ich, um ein Grad Temperaturunterschied auszugleichen?

W = A x U x T
(Wärmebedarf = Oberfläche x Wärmedurchgangskoeffizient x Temperaturdifferenz)

In meinem Beispiel würde das also wie folgt aussehen:

Mein Gewächshaus hat eine Gesamtoberfläche von ca. 55m². (Alle Flächen werden addiert. Durch die Orangerieform ist der Wert vielleicht nicht ganz exakt, bei rechteckigen Häusern ist das leichter auszurechnen.) Durch die Verglasung hat es wie gesagt einen U-Wert von 6. Ich will nun berechnen, wie viel Energie ich benötige, um ein Grad Temperaturunterschied auszugleichen.

W = 55m² x 6 x 1
W = 330

Ich muss als 330 Watt aufwenden, um ein Grad auszugleichen. Bei einer Außentemperatur von -2°C und einer gewünschten Innentemperatur von 8°C wären das dann also 10 x 330 Watt = 3,3 kWh. Ganz schön viel! Meine erste Idee: Den U-Wert verringern.

Überwinterung Gewächshaus mit Noppenfolie auskleiden

Gewächshaus mit Noppenfolie auskleiden

Durch meine weiteren Recherchen konnte ich ermitteln, dass ich durch Noppenfolie (und zwar die Dicke mit großen Noppen) den U-Wert um etwa 30% senken kann. Die Noppenfolie kann ich immer wieder verwenden und bei der Größe meines Gewächshauses sind die Kosten von ca. 50-70 Euro überschaubar. Ich habe eine solche Noppenfolie mit einer Stärke von 100my gekauft. Es gibt auch noch stärkere Folie, die dann entsprechend teurer ist.

Von Innen ausgekleidet komme ich nun also mit meiner Noppenfolie auf einen U-Wert von etwa 4,2. Bei meiner Berechnung bedeutet das einen Energiebedarf von 2,3 kWh bei 10 Grad Temperaturunterschied. Das ist noch sehr viel, aber doch schon um einiges weniger. Der Vorteil in unserer Region ist, dass wir im milden Rheinland leben und daher eher selten so tiefe Temperaturen über einen längeren Zeitraum haben. Aktuell, Mitte November, hatte ich unsere Gewächshausheizung erst zweimal Nachts für ein paar Stunden laufen. Aber dazu bald mehr …

Tipp: Selbst wenn ihr euer Gewächshaus nicht beheizen wollt, ist eine Folie wirklich sinnvoll, wenn ihr bedingt frostharte Pflanzen über den Winter anbauen wollt.

Noppenfolie im Gewächshaus anbringen – so geht’s

Meiner Erfahrung nach solltet ihr Noppenfolie besorgen, die in möglichst großen Bahnen geliefert wird. Das bedeutet weniger Fummelarbeit und weniger Schnitt- und Überlappungsflächen. Ich konnte in meinem Gewächshaus eine große Bahn durch die Querstreben unter dem Dach ziehen und somit sogar den Raum etwas ‚verkleinern‘. An den Seitenwänden empfehle ich euch die Folie mit Gewächshausclips in den Profilen zu befestigen. es gibt wohl auch spezielle Folienhalter, aber die sind teurer und die einfachen Clips erfüllen genauso den Zweck.

Die Folie immer etwas überlappend anbringen und mit Klebeband verbinden. Das allerdings funktionierte bei mir nur bedingt gut, da sich das Paketband durch Feuchtigkeit immer mal wieder löst. Eine optimale Lösung dafür habe ich noch nicht und so muss ich gelegentlich kontrollieren, ob noch alle Bahnen miteinander verbunden sind.

Überwinterung Gewächshaus mit Noppenfolie auskleiden Gewächshausclips zur Befestigung
Bringt es was, das Gewächshaus mit Noppenfolie auszukleiden?

Nach ganz kurzer Zeit kann ich bereits sagen: Ja, das bringt etwas! Das Raumgefühl ist ein ganz anderes und die Luft bleibt viel länger warm bzw. erwärmt sich auch schneller. Mit einem Frostwächter kann das schon die Lösung sein, das Gewächshaus frostfrei und gut durch den Winter zu begleiten.

Noch ein kleiner Hinweis zum Wärmebedarf: Man muss nicht den gesamten Temperaturunterschied von Außentemperatur zu gewünschter Innentemperatur berückichtigen. Denn im Gewächshaus ist es immer etwas wärmer als draußen. Bei einem ‚vernünftigen‘ U-Wert können das durchaus ein paar Grad sein.

Im zweiten Teil erzähle ich euch dann, wie ich in diesem Jahr mein Gewächshaus beheize, warum ich mich für diese Lösung entschieden habe und natürlich auch, was über den Winter im Gewächshaus wächst.

Da ich immer wieder nach meinem Gewächshaus gefragt werde: Es ist das Modell Sirius (schwarz) im Orangeriestil* mit ca. 13 m² Fläche. Es hat vier Dachfenster und eine Doppelschiebtüre. Empfehlenswert sind automatische Fensterheber*.

Überwinterung: Gewächshaus
mit Noppenfolie auskleiden
Was ist der U-Wert? Wie verbessere ich ihn? Was bringt Folie im Gewächshaus?
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Ich bin Sandra und für mich ist ein Leben ohne (Gemüse-)Garten unvorstellbar. Mein Garten ist Ruhepol, Rückzugsort und gleichzeitig Inspirationsquelle für meinen Gartenblog GRÜNELIEBE, auf dem ich bereits seit 2012 Tipps, Wissen und Erfahrung rund um den Garten teile. 📚Ernte gut, alles gut | Keine Zeit zu gärtnern 🌿@grueneliebemissgreenball @missgreenball 🏆Goldener Blogger 'Hobby' '23 | IG Garden GHBA '22 | Dt.GBP 3.Platz Gartenblog '21

2 Comments

  1. Liebe Sandra,
    danke für diesen tollen Beitrag!
    Gestern war ich mit Noppenfolie in meinem Gewächshaus… und habe genau das gemacht. Mit den Gewächshausclips funktioniert es wirklich super! Allerdings wusste ich das mit dem U-Wert nicht, deshalb werde ich jetzt die Verpackungs-Noppenfolie, die ich aus Paketen aufgehoben hatte, durch eine dickere ersetzen.
    Und solange die Zitrone noch draußen steht, habe ich Platz genug zum Austauschen…
    Viele Grüße, Sibylle

    • Sandra Reply

      Liebe Sibylle,
      das freut mich sehr, dass mein Beitrag quasi genau zum ‚richtigen‘ Zeitpunkt kam. Die dünnere Folie könntest du dennoch verwenden, um bspw. Kübel damit zu umwickeln. Soweit ich weiß hat die ’normale‘ Verpackungsfolie eine Stärke von 50 my, also die Hälfte der Folie, die ich verwende.
      Viele Grüße
      Sandra

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